May 12, 2015 — June 12, 2015
SONDERAUSSTELLUNG ZUR ERINNERUNG AN MÜNCHENS GESCHICHTE 1923 – 1946
,,In der letzten Ausstellung in den Räumen am Odeonsplatz möchte ich die Präsentation im neu eröffneten Münchener NS-Dokumentationszentrum um eine Nuance ergänzen. Ich verzichte dabei auf moderne Abzüge und großformatige Reproduktionen und zeige einzig und allein Originale der NS-Zeit. Das Original, der Abzug aus der Zeit, ist der unmittelbare Kontakt und als solcher Zeuge und Ankläger. Die Reproduktion dagegen erlaubt ähnlich wie ein Fernsehbild automatisch Distanz.
Es geht auch um meine Vergangenheit. Meine Großeltern und Eltern waren Zeugen und direkt betroffen. Ich bin nur indirekt betroffen. Aber so wie man sich der positiven Leistungen seiner Vorfahren rühmt und sich auf sie bezieht, berühren auch solche negativen Lebensereignisse.
Spätestens seit den zwanziger Jahren wurde in München geplant und vorbereitet, was im Laufe der dann folgenden Jahrzehnte geschah. Ich verstehe nicht den Magnetismus, der die Menschenmassen synchron den Arm heben ließ. Unbegreiflich ist ebenso, dass der Großteil der Bevölkerung zumindest schweigend hinnahm, daß sich in der näheren Umgebung die schrecklichsten Ungeheuerlichkeiten ereigneten. Die Menschen gaben sich zu anfang ahnungslos, was die Vorgänge in den Lagern betraf. Als die Amerikaner und Briten kurz vor Kriegsende die Konzentrationslager öffneten und die Grausamkeiten dokumentierten, führten sie die deutschen Umlandbürger in die Konzentrationslager, direkt an den Leichenbergen vorbei, um sie zum Hinsehen zu zwingen. Diesen Zweck hatten auch zwangsverordnete Kinobesuche, bei denen Dokumentarfilme der Gräuel gezeigt wurden, ebenso wie ›Ausstellungen‹ in Kirchen und Sporthallen mit riesig vergrößerten Fotos aus den KZs.
Die Originale, die in der Galerie ausgestellt werden, sind Zeitzeugen und authentische Dokumente unserer dunkelsten Tage. Die Bilder bewegen mich zutiefst und begleiten mein Denken. Auch sie sind Teil meiner Vergangenheit. Ich möchte sie der Öffentlichkeit nicht vorenthalten.”
– Daniel Blau
Munich: A City of Unrest
A special exhibition dedicated to Munich’s history from 1923-1946
“With the last exhibition at Odeonsplatz 12, I want to add more depth to the presentation in the newly opened NS-Dokumentationszentrum in Munich.
I avoid the modern reproduction or enlargement and show only originals from the 1930s and 40s. The original, the print from the time, is the direct link and as such witness and accuser. A reproduction on the other hand allows for distance just like a TV picture and has a much weaker impact.
This is my past and history as well. My grandparents and parents were witnesses and directly affected. I am only indirectly concerned but in the same way one praises ones ancestors positive achievements, negative acts become motivations as well.
What was happening in Germany in the following years had been planned and prepared in Munich from the 1920s. I do not understand the magnetism, which led to the masses simultaneously raising their arms. Just as incomprehensible is the silent acceptance by the largest part of the population of the most gruesome atrocities being committed nearby. At the end of the war many people pretended to be ignorant of what had happened in the concentration camps. When the American and British forces liberated the camps and documented the cruelties as far as they could, they also made the people of near by villages and cities walk by the bodies and look at them. Forced visits to the movie theaters showing documentaries about the concentration camps and presentations of enlarged photographs in churches and sports halls were also obligatory. The originals exhibited at the gallery are witnesses and authentic documents from our darkest days.
These pictures move me deeply and have become part of my thinking. They are part of our past and I do not want to keep them from the public.”
– Daniel Blau